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Flieg nicht so hoch, mein kleiner Freund

 




Achtung, Polizei! Nehmen sie ihre Hände von den Tasten des Geldautomates und ergeben Sie sich!" Sandie fuhr zusammen, drehte sich um und ich blickte in diese ozeanblaue Augen... Gerade noch zutiefst verschreckt sah sie mich nun verwundert an und lächelte mir entgegen. "Martin, das is ja eine Überraschung!" "Ja, ich arbeite jetzt hier. Seit einem Jahr. Bin sozusagen der Big Boss von dem Geldladen hier..." Sie war sichtlich beeindruckt. Sieben Jahre musste es jetzt her sein. Lange Zeit. Deshalb musste ich den Augenblick festhalten. Ich lud sie spontan auf einen Kaffee in mein schickes Büro ein und sie kam gerne mit. Anerkennend bewunderte sie mein Reich. Dann redeten wir über alte und neue Zeiten. Ich erzählte ihr, dass ich ein Häuschen gebaut hatte, wo ich nun mit Diana lebte. Sie lächelte und ging auf meine Fragen nur sehr ausweichend ein. Ihre langen, feingliedrigen Finger fingen an sich um ihre braunen Haarspitzen zu drehen. Das kannte ich nur zu gut... Ich wusste, dass sie nie sehr standhaft war. Ständig neue Männer und ständig neuen Kummer. Es schien sich nichts verändert zu haben. Nur ließ sie mich heute nicht mehr daran teilhaben. Ich spürte die sieben Jahre, spürte die Distanz zwischen uns.

Dann kramte sie wild in ihrer Handtasche und brachte klappernd ein lilanes Schmetterlingsdöschen zum Vorschein. Sie erzählte mir, dass sie es versäumt hätte die letzten DM-Stücke einzutauschen und ob ich nicht vielleicht könne... Ich kam mir sehr erhaben vor und meinte, das sei eigentlich nur noch in größeren Bankfilialen möglich, aber ich würde das schon irgendwie hinkriegen. Sie schob mir die Dose zu und warf mir eine Kusshand über den Tisch. "Du bist einfach der beste, Marty!" Ich notierte mir ihre Kontonummer und kurz darauf brach Sandie auch wieder auf. Ich sah ihr nach, als sie mit ihrer klapprigen roten Ente auf die Straße rollte und davonholperte.

Noch lange saß ich da und blickte träumend auf die Straße... Wir schön sie doch ist... dachte ich. Reifer geworden, aber innerlich immer noch das kleine Mädchen, das ich so sehr mochte. Wir waren Freunde damals. Verdammt gute Freunde. Jahrelang sind wir gemeinsam durch Dick und Dünn gegangen. Wir sind bis zum Morgengrauen um die Häuser gezogen. Wir tranken gemeinsam billigen italienischen Rotwein und erzählten uns von geheimen Träumen. Wir campten im Sommer am See und sie schlief an meiner Seite ein, während ich ihr die Sternbilder am Himmel erklärte...

Seit ich sie zum ersten Mal gesehen hatte, war sie nie wieder aus meinem Kopf verschwunden. Ich hatte sie es nie wissen lassen, wie weh es mir tat, wenn sie mir von ihren Liebesgeschichten erzählte. Es tat mir weh, dass sie so oft benutzt wurde. Dass so viele Männer nur ihre blauen Augen und ihr bezauberndes Lächeln und ihre elfenhafte Erscheinung zu sehen schienen. Es interessierte zu wenige, was für ein Wesen hinter dieser Silhouette steckte. Ich durfte viel von diesem Wesen kennen lernen. Aber es tat mir auch weh, weil ich gerne ein Mal mit diesen Männern getauscht hätte. Dass sie so gefühlvoll, so zärtlich von mir sprach. Aber das wollte ich lange selbst nicht erkennen... Sie war wie der Schmetterling auf dem Döschen, ein bunter, flatternder, zarter Schmetterling. Und ich begriff, dass dieses Tier sich am schönsten entfalten konnte, wenn man es fliegen ließ. Es brauchte seine Freiheit. Ein dumpfes Pochen riss mich aus meinen Gedanken. "Ja bitte!" hörte ich meine Stimme wie ein Echo rufen. Herr Waldner betrat mein Büro und meinte es sei alles fertig. Er würde jetzt nach Hause fahren. "Ich mache auch Schluss für heute. Einen schönen Feierabend wünsche ich Ihnen!"

Kurz darauf verließ ich die Bank. Ich marschierte zu meinem Mercedes. Nach Hause konnte ich jetzt nicht fahren. Etwa eineinhalb Stunden fuhr ich ziellos durch die Straßen. Plötzlich erklang im Radio ein uralter Schlager von Nicole. Ewig hatte ich diese Musik nicht gehört. Als Nicoles Stimme längst verklungen war, hörte ich mich noch den Refrain des Liedes singen: "Flieg nicht so hoch, mein kleiner Freund, die Sonne brennt dort oben heiß... Flieg nicht zu hoch...denn wer zu hoch hinauffliegt der ist in Gefahr..." Während ich den Heimweg ansteuerte, dachte ich an Sandie... Natürlich hätte ich sie nach ihrer Nummer fragen können. Aber ich hatte es nicht getan. Unsere Zeit war einfach vorbei. Sie ließ sich nicht einfach so zurückdrehen. Nicht nach sieben Jahren. "Flieg nicht zu hoch!", rief ich ihr zu. Sie konnte es nicht hören. Dennoch rief ich es immer und immer wieder. Und alles, was mich jemals an sie erinnern würde war dieses lila Schmetterlingsdöschen, das ich wie einen Schatz in meinem Schreibtisch eingeschlossen hatte... Ich wusste ich würde sie nie mehr wiedersehen...
 

GEDANKENBLÜTEN  
 

Bunt

Blühen die Gedanken

In meinem Kopf

Wie ein Blumenmeer

Ich reiche dir einen Reif

Aus frischem Tau

Gleite mit ihm

Durch zarte Blütenwellen

Spüre Düfte

Fühle Freiheit

Und komm

In deinem eignen Geiste an





© emmi butterfly


 
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