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Die verlorenen Träume
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 Wie jeden Donnerstag freute er sich auch heute besonders zur Arbeit zu gehen. Der Donnerstag versüßte ihm jedes Mal sein Dasein. Der Donnerstag war SIE... der Donnerstag war Ellie. So nannte er sie nur in seinen Gedanken. Elisabeth Adams war seine Kollegin. Seit er sie zum ersten Mal gesehen hatte, als sie vor über einem Jahr ihre Stelle an der Schule antrat, wo er auch einmal die Woche unterrichtet, fühlte er sich magisch von ihr angezogen. Sie verkörperte Jugend, Frische und einfach ... LEBEN ...

Mit seinen achtundfünfzig Jahren gehörte er der älteren Generation an. Und das Leben, das er führte, hatte ihn auch genauso alt gemacht wie er aussah. Er fühlte sich verbraucht, seine Träume hat er gelernt tief in seinem Seelengrund untertauchen zu lassen... Dort lagen mittlerweile richtige Schätze, denn er hatte viele Träume gehabt... früher.

Er war seiner Frau immer treu gewesen. Er hatte nie mit einer anderen geschlafen... wenn er es sich auch oft gewünscht hatte. Seine Frau hatte nichts mehr von dem, was Ellie ausstrahlte. Wenn sie das alles überhaupt je gehabt hatte... er hatte zuweilen das Gefühl sie sei immer schon über fünfzig gewesen...

Als er sie kennen lernte, damals, war sie ein junges Mädchen. Er unterrichtete an der Schule in ihrem Dorf, in dem sie wohnte und hatte in ihrem Elternhaus günstig ein Zimmer angemietet. Hier begegnete er zum ersten Mal diesem schüchternen Mädchen, das sehr höflich und gebildet schien. Hübsch zurecht gemacht, war sie sogar eine recht attraktive Frau. Sie war wohlerzogen und – was für ein Mädchen vom Lande eher unüblich war – sie hatte eine Klosterschule besucht, ihr Abitur mit Bravur gemeistert und wie er den Lehrberuf ergriffen.

Sie lachte nur selten und schien recht prüde zu sein. Er gewöhnte sich an sie wie an die kleine Spinne, die er jeden Abend über seinem Schreibplatz beobachtete. Sie war nichts Besonderes, aber sie störte auch nicht.

Das Leben in der ländlichen Einöde war er nicht gewöhnt. Er ist früher gerne mit anderen jungen Männern um die Häuser gezogen, kein Fest hatte er ausgelassen. Aber dann kam der Ernst des Lebens, er musste Geld verdienen... und nun saß er hier fest.

Weil er schon sein altes Leben nicht mehr führen konnte, wuchs in ihm stetig der Wunsch doch wenigstens eine Frau an seiner Seite zu haben, die ihm das Leben ein wenig versüßte. Und so machte er es sich zum Ziel dieses junge Mädchen zum Lachen zu bringen. Es wurde ein harter Kampf, den er jedoch eines Tages zu gewinnen schien, als er sie endlich zum Traualtar führen durfte.

Es begann jedoch ein Eheleben, das er nie wirklich als befriedigend empfunden hatte. Es gab nur die Leidenschaft zur Musik, die sie beide über all die Jahre wirklich verband. Wenn sie musizierte, schien sie dem Alltag zu entfliehen. Die Klänge zauberten ein Lächeln auf ihr Gesicht, das jedoch mit dem letzten Ton immer wieder verklang.

Die anfängliche Verliebtheit schwand recht rasch. Übrig blieb auf der einen Seite ein junger Mann voller Energie und Lebensfreude, der seine Träume verwirklichen, seine Gefühle ausleben wollte. Auf der anderen Seite stand eine Frau, die aus ihrer Haut nicht rauskonnte, die mit beharrlichem Ernst und einer erdrückenden Verbissenheit durchs Leben schritt.

Sie schafften es nie sich in der Mitte zu treffen, blieben immer innerlich weit voneinander entfernte Menschen. Sie lebten gemeinsam, waren fast immer zusammen, aber keiner kannte den anderen jemals wirklich.

Ihre beiden Kinder schafften neben der Musik eine weitere Bande. Sie arbeitete hart, er kümmerte sich kaum, ließ sich gerne bedienen. Stillschweigend nahm sie es hin.

Die Kinder wurden größer, ihre Lust dagegen immer kleiner. Er traute sich mit den Jahren kaum noch sie anzufassen.

Im Alter wurde sie immer kränklicher. Ständig fühlte sie sich unwohl, zog sich von der Außenwelt immer mehr zurück. Nur ihr Beruf war noch ein Kontakt zu anderen Menschen außerhalb der Familie.

Diesen musste sie jedoch frühzeitig aufgeben. Ihr Gesundheitszustand erlaubte ihr mit fünfundfünfzig Jahren kein weiteres Unterrichten.

Sie machte es sich zur Aufgabe ihre gebrechliche Mutter zu pflegen, die bald ganz in ihrem Haushalt mitlebte. Seine Schwiegermutter hatte er nie sonderlich gemocht und die Gegenwart dieser beiden Frauen schien ihm immer häufiger fast unerträglich. Sie schienen kaum mehr als Mutter und Tochter... für ihn schienen sie fast wie Schwestern... alte, verbrauchte Schwestern ohne einen Hauch von Lebensenergie. Frustration steuerte ihr Dasein.

So wird er den Tag niemals vergessen, als Ellie erschien. In diesen spießigen, tristen Alltag ein kleines bisschen Licht brachte. Seine Frau, die sich seit Jahren nur noch in mausgrauen Kleidern, dazu die passende mausgraue Kurzhaarfrisur, zeigte, war ihm lange selbst im Ansehen lästig.

Ellie hingegen mit ihren feuerroten Haaren schien zu lodern, zu brennen vor Energie. Sie kleidete sich sehr auffällig, sie war lustig und sehr wortgewandt. Alle brachte sie zum Lachen ohne sich großartig dabei anzustrengen.

Ellie war zu allen Kollegen stets sehr freundlich. Sie unterhielt sich gerne und man konnte ihr ewig zuhören, so wunderbar war ihre Stimme. Anfangs hatte er gehofft sie würde vielleicht singen, so hätte es eine kleine Verbindung zwischen ihnen gegeben. Aber mit Musik hatte sie leider nichts am Hut. Er erfuhr, dass sie malte. Sie zeichnete Akte. Das hatte er zufällig erfahren und es brachte sein Blut in Wallung. Er stellte sich vor wie Ellie – nur mit einem transparenten Kittel bekleidet – ihn nackt zeichnete... die Vorstellung ließ ihn zittern vor Lust...

Natürlich wusste er, dass sie kein Interesse an einem alten Mann wie ihm haben würde. Sie war eine Rose, die er zwar bewundern konnte, die ihn aber stechen würde, näherte er sich ihr zu arg. Dennoch war sie ihm irgendwie wichtig. Er schien sie regelrecht zu brauchen wie die Atemluft... Sie verlieh ihm wieder ungeahnte Kräfte. Er begann nach Jahren wieder zu komponieren. Es entstanden wunderschöne Stücke, die sogar seine Frau still bewunderte. Es würde auf Ewig sein Geheimnis bleiben, wer ihn zu diesen Stücken beflügelt hatte... sein rotes Engelchen. Wenn seine Frau darüber Bescheid wüsste... Er musste grinsen. Sie war die einzige, die mit Ellie nicht auskam, in der kurzen Zeit, die sie alle drei gemeinsam an derselben Schule unterrichteten. Zwei so unterschiedliche Charaktere konnten einfach nicht harmonieren. Außerdem fühlte sich seine Frau immer um das betrogen, was Ellie ausstrahlte... sie hatte es nie besessen. Und er fühlte sich ebenfalls betrogen. Um einen Traum, den er einst hatte, den Traum von einer harmonischen, erfüllten Beziehung.

Doch die Musik bewirkte kleine Wunder. Seine Stücke waren so faszinierend, dass sie plötzlich wieder gemeinsam musizierten. Und er hatte manchmal sogar das Gefühl ihr Lächeln hielte noch an, wenn der letzte Ton verklang... Es war ein schönes Lächeln, in einem vom Alter kaum gezeichneten Gesicht.

Vor Kurzem kaufte sie sich sogar ein grünes Kleid. Sie trug kaum Kleider in den letzten Jahren. Er hatte schon fast vergessen wie wohlgeformt ihre Beine noch immer waren. Er brachte ihr seine Bewunderung sogar zum Ausdruck: „Das Kleid steht dir gut, mein Schatz! So was solltest du öfter tragen!“ Sie senkte leicht beschämt den Blick zum Boden. Mit Komplimenten wusste sie heute nicht mehr umzugehen. Aber als sie wieder aufsah, ging sie auf ihn zu und nahm seine Hand. „Ich liebe dich noch immer – trotz allem.“

Der Satz versetzte ihm einen kleinen Stromschlag... TROTZ ALLEM, hatte sie gesagt. Vielleicht hatte sie sich ihn auch anders gewünscht. Vielleicht hatte es auch ein Stück an ihm gelegen, dass er ihr nur selten ein Lachen hervorlocken konnte. Zum ersten Mal seit all den Jahren begann er darüber nachzusinnen, ob auch sie Träume verloren hatte. Er hatte immer nur sich gesehen. Den Blick für ihre Gefühle hatte er verloren.

Er schlief schlecht in der folgenden Nacht. Wenn er einschlief, schreckte er stets nach kurzer Zeit wieder auf. Er hegte mehr und mehr den Wunsch mit ihr zu reden. Richtig zu reden, über das, was in ihnen beiden vorging. So wie sie es ganz am Anfang, in ihrer Verliebtheit ab und an getan hatten...

Leise stand er auf. Er kochte Kamillentee und fischte im Wohnzimmerschrank eine Dose mit Spekulatius heraus. Damit schlich er sich ins Schlafzimmer zurück. Es war halb drei Uhr nachts. Es war Donnerstag Nacht. Er setzte sich an die Bettkante und schaute Henriette zu wie sie tief und fest schlief. Und er spürte, wie sich etwas in seinem Herzen regte, was er dort eigentlich verloren geglaubt hatte.

Schließlich weckte er sie sanft.

Er stellte das Tablett mit dem Tee und den Keksen aufs Bett. „Es ist mitten in der Nacht ... Ich versteh nicht recht...“ faselte sie noch halb schlaftrunken.

Er betete zu Gott, dass sie diesen Satz nicht ernst meinte. Fast schon flehend sah er sie an... bis ein kleines Lächeln über ihr Gesicht huschte und ihre Augen glänzten: „Spekulatius und Kamillentee... wie damals, als du um meine Hand angehalten hast... Du bist ja verrückt“, sagte sie liebevoll. Er sog diese Worte erleichtert in sich auf. „Ich weiß. Und ich möchte es noch lange sein. Deshalb frage ich dich jetzt: Möchtest du wieder anfangen deine Träume und Wünsche mit mir zu teilen? In guten wie in schlechten Tagen, bis dass der Tod uns scheidet?“

„Ja, ich möchte“ antwortete sie. „Ich möchte schon verdammt lange.“ Sie schmiegte sich ganz eng an ihn und teilte den ersten Keks in zwei Stücke.

GEDANKENBLÜTEN  
 

Bunt

Blühen die Gedanken

In meinem Kopf

Wie ein Blumenmeer

Ich reiche dir einen Reif

Aus frischem Tau

Gleite mit ihm

Durch zarte Blütenwellen

Spüre Düfte

Fühle Freiheit

Und komm

In deinem eignen Geiste an





© emmi butterfly


 
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